Mit einem Jahr Verspätung starteten wir am 14. Oktober zu unserem 4. Workcamp nach Tansania.
Die Gruppe war in diesem Jahr etwas kleiner als in den vergangenen Jahren. Klein aber fein.
Als Projekt in diesem Jahr hatten wir uns die Renovierung von zwei Klassenzimmern in der Primary School in Nganana vorgenommen.
Nach einem recht entspannten Nachtflug erreichten wir am Samstagmorgen den Kilimandscharo Airport. Leider gestattete uns die Fluggesellschaft nur die Mitnahme eines Aufgabegepäckstückes.
Daher mussten wir uns sowohl hinsichtlich der Geschenke als auch der für die Renovierung notwendigen Werkzeuge ganz schön einschränken.
Nach einem ruhigen Wochenende mit einem Begrüßungsabend bei Familie Mshana und dem Besuch der Chemka-Quelle begannen wir am Montag mit Arbeiten in der Schule in Nganana. Wir kannten die Schule schon gut, denn schon 2017 hatten wir ein Schulgebäude der Primary Scholl in Nganana renoviert.
Das mindestens ein neuer Farbanstrich in den betreffenden Räumen notwendig ist, um die Lernbedingungen zu verbessern, zeigte schon die erste Besichtigung der zu renovierenden Räume.
Innen- und Außenwände abschleifen und einen ersten Anstrich auf die Wände bringen, hieß es am ersten Tag. Dass die Farbe für die Grundierung mit Wasser extrem verdünnt wird, kannten wir schon aus den vorherigen Workcamps.
Argumente, dass unverdünnte Farbe viele Arbeitsschritte ersparen würden, verhallten im Nirvana.
Der erste Anstrich erinnerte eher an Holzleim. Doch nach dem Trocknen über Nacht war zu unserem Erstaunen eine durchgängige weiße Farbschicht erkennbar.
Mit diesem Wissen strichen sich die Wände des zweiten Klassenzimmers und die Außenwände fast von selbst am nächsten Tag fast von selbst.
Besonders motiviert waren wir an diesem Tag, da wir wussten, dass wir am Abend noch zu einem Schafbarbecue eingeladen waren.
Ein wirklich einmaliges Erlebnis am Fuße des Mt. Meru. Serviert auf Bananenblättern, ausschließlich mit Salz gewürzt, wussten wir bis dato nicht, dass Schaf so, so lecker schmecken kann.
So gestärkt ging es dann am Mittwoch in die dritte Runde. Nächster Anstrich. Diesmal farbig. Blau und gelb sollten die Klassenzimmer und Außenwände gestaltet werden. Gesagt getan.
Doch nicht nur die Wände sollten im neuen Glanz erstrahlen, auch die Fenster.
Allein 72 Scheiben waren beschädigt. Leider gab es keine einheitlichen Maße, jede Scheibe musste einzeln vermessen werden, um diese passgerecht ersetzen zu können.
Am Donnerstag unserem vierten Arbeitstag und eigentlich letzten Arbeitstag sollten wir die Baustelle abschließen. Den zweiten Anstrich der Klassenräume und der Außenwände des Schulgebäudes abzuschließen, war der Plan. Viele Hände, schnelles Ende? Ganz ist der Plan nicht aufgegangen.
Doch Baraka versprach uns, dass die Bauleute und die Lehrer*innen und Schüler*innen, die uns schon die ganze Woche unterstützt haben, die Baustelle zu Ende bringen.
So konnten wir beruhigt in unser verlängertes Wochenende gehen. Gestartet wurde mit einem gemeinsamen tansianischen Kochabend bei Familie Mshana.
Chapati (tansianisches Brot), Ugali (Maisbrei) und viele andere Gerichte haben wir gemeinsam zubereitet. Selbst zubereitet schmeckt tansanisches Essen noch viel besser. Und einmal in die Geheimnisse der Zubereitung eingeweiht, kann man die Gerichts auch zu Hause nach kochen.
Am Freitag ging es auf eine kleine Tour zum Wasserfall Uru Mashariki in den Kilimandscharo Nationalpark. Mit 6 km zwar nur eine kleine Tour, aber ein beeindruckendes Naturerlebnis.
Anschließend wurden wir in Materuni, dem letzten Dorf vor dem Klimandscharo-Gipfel in die Geheimnisse der Kaffeezubereitung eingeweiht. Kaffee schälen, rösten, mahlen, aufbrühen und gemeinsam genießen. So kann ein Freitag nachmittag auch aussehen.
Anschließend wartete eine Premiere, eine Übernachtung in einer Lodge. Besonders der Pool hatte es unseren Kids angetan. Eine schöne Abwechslung. Allerdings, und da waren wir uns im Anschluss alle einig, ziehen wir die Übernachtung im Gästehaus ins Usa-River vor.
Schön war es trotzdem. Allerdings kurz, sehr kurz, denn 5.00 Uhr klingelte für alle der Wecker. Denn 6.30 Uhr sollte es mit der Tanga-Linie von Moshi nach Arusha gehen. So zumindest der Plan. Pünktlich 6.00 Uhr kamen wir auf dem Bahnhof in Moshi an. Von einem Zug weit uns breit keine Spur. Das sollte noch eine Weile so bleiben.
Mit fast drei Stunden Verspätung kam der Zug in Moshi an. Wir dachten, dass wir sofort in den Zug steigen und weiterfahren würden, denkste. Zunächst wurde der Zug gründlich gereinigt. Gelegenheit für viele Passagiere erst einmal am Bahnhof ausführlich zu frühstücken. Gegen 10.00 Uhr ging es dann los.
Ein einmaliges Erlebnis. Schon nach kurzer Zeit wurde auch uns klar, warum eine gründliche Reinigung in Moshi notwendig war. Der Staub wehte durch jede Ritze. Da hätte eine Maske genützt. Hätte, hätte. Leider hatten die meisten von uns keine Maske dabei. Egal. Es war ein einmaliges Erlebnis.
In den 1990er Jahren war der Personenverkehr auf dieser Strecke eingestellt, 2006 auch der Güterverkehr eingestellt worden. 2018 war wieder mit der Instandsetzung der Strecke begonnen worden. Im Moment ist die Strecke eher von touristischer Bedeutung, vermehr werden aber auch Güter auf der Strecke transportiert.
Mit unserer Bahn ist sie nicht zu vergleichen. Die Schienen sind so uneben, das ein Wechsel der Wagons schier unmöglich ist. Doch die Tansanier nehmen es mit Humor oder mit Musik, denn zu unserer Überraschung lief die ganze Zeit afrikanische Musik über die Lautsprecher im Zug. Gute Stimmung war garantiert. Und der Blick aus dem Zug ist noch einmal eine anderer, als der Blick von der Straße. Und vor alle die Vorbeifahrt an der Schule in Nambala war ein Erlebnis.
In Arusha angekommen nutzen wir die Gelegenheit dem Massai Markt in Arusha einen Besuch abzustatten. Egal wie oft man schon in Tansania war ein Mitbringsel als Erinnerung muss immer sein. Und wer das Handeln und Feilschen liebt, für den ist der Markt auf jeden Fall der richtige Ort.
Am Sonntag hatten wir dann endlich Gelegenheit unsere Patenkinder zu besuchen. Seit vielen Jahren werden im Rahmen des Nambala-Helb Projektes schon Patenkinder unterstützt. Insbesondere wird das Schulgeld übernommen. Zwischenzeitlich habe viele ihre Secondary School abgeschlossen und besuchen das College. Wunderbar zu sehen, was die Unterstützung bewirken kann
Zum Abschluss unserer Reise wartete ein weiteres Highlight, der Besuch des Tarangire National Parks. Der National Park, bei dem man garantiert Elefanten beobachten kann. Und wir sahen viele. Leider war im Park deutlich zusehen, dass es in Tansania seit Monaten nicht geregnet hat. Wo sonst große Wasserstellen Anlaufstellen für viele Tiere sind, sind nur noch Rinnsale zu erblicken. Auch den Elefanten war die Trockenheit anzumerken.
Neben Elefanten sahen wir noch Löwen, Zebras, Affen, Warzenschweine und Empalas. Hoffentlich beginnt bald die Regenzeit, nicht nur für die Tierwelt.
Denn auch auf Stromerzeugung hat die Trockenheit enorme Auswirkungen. Tansania erzeugt seinen Strom ausschließlich durch Wasserkraft. Durch kam und kommt es immer wieder zu geplanten langen Stromabschaltungen. Schwer für alle Beteiligten.
Am Dienstag, dem Tag unserer Abreise, fand die Übergabe der renovierten Klassenzimmer an die Community statt. Doch vor der Übergabe starteten wir der Schule in Nambala noch einen Überraschungsbesuch ab. Ein kurzer Blick auf die Projekte, die wir 2015 und 2019 fertiggestellt haben. Dazu gehörte das Anlegen eines Schulgartens, die Renovierung einer Vorschule und 2019 die komplette Renovorierung des Dorfgemeinschaftshauses. Die Überraschung war gelungen. Auch wenn es nur eine kurzer Besuch war. Die Direktorin unterbrach sogar kurzfristig ihren Urlaub.
Die Übergabe an die Community von Nganana fand in ungewohntem kleinen Rahmen statt, da gleichzeitig stattfindende Prüfungen an allen Schulen, die Schulverwaltung in Anspruch nahmen. Klein aber fein. Wir hoffen mit den neuen Schulräumen zur Verbesserung der Lernbedingungen wieder ein Stück beitragen zu können und gleichzeitig auch einen Anstoss zu geben, kleine Veränderungen auch innerhalb der Community selbst herbeizuführen.
Nach zwölf Tagen mussten wir leider wieder „Auf Wiedersehen“ sagen. Alte und neue Freunde garantieren jedoch ein baldige Rückkehr.